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Hanoi

Von 1802 bis 1945 war Hanoi lediglich administratives Zentrum des Nordens und musste die Rolle der Hauptstadt an Hue abgeben, von wo die Nguyen-Dynastie regierte. Das heutige Hanoi wurde abermals umbenannt, denn das Symbol der kaiserlichen Macht – der Drache – sollte Hue vorbehalten bleiben. Aus diesem Grund gab ihr der Nguyen-Kaiser Minh Mang im Jahr 1831 den Namen Ha Noi – Stadt innerhalb der Flüsse.

Hanoi

Hanoi ©iStockphoto/trocphunc

Indochina

Ab 1883 war Hanoi das Verwaltungszentrum von Französisch-Indochina. Südlich des alten Hanois entstand das Französische Viertel – eine moderne Verwaltungsstadt mit rechtwinklig zueinander verlaufenden breiten Alleen, einer Oper und Kirchen sowie weiteren öffentlichen Bauten. Dabei wurde ein Großteil der Wasserwege und Seen einfach zugeschüttet. Selbst Kaiserpaläste, alte Pagoden und die Zitadelle wurden dafür einfach dem Boden gleich gemacht.

Ho Chi Minhs Proklamation

Ab 1940 hatten die Japaner die französischen Gebiete in Asien unter ihre Kontrolle gebracht. Zwei Tage vor deren Kapitulation rief Ho Chi Minh am 2. September 1945 auf dem Ba-Dinh-Platz in Hanoi die Demokratische Republik Vietnam aus und Hanoi wurde die Hauptstadt im darauffolgenden Jahr. Dennoch kam das Land nicht zur Ruhe. Die Franzosen wollten ihre Kolonie nicht einfach aufgeben, obwohl die ehemaligen französischen Kolonialgebiete – laut Beschluss der Potsdamer Konferenz – britischer Aufsicht unterstellt waren.

Indochinakrieg

Es kam zum Indochinakrieg zwischen den Franzosen und den Viet Minh, den Vietnamesen, die für die Unabhängigkeit Vietnams eintraten. Nach aufreibenden Guerillakriegen verloren die Franzosen und kapitulierten. Die Kontrahenten und Alliierten einigten sich am runden Tisch über zwei zukünftige Staaten mit der Grenze am 17. Breitengrad. Dennoch vertrauten die Amerikaner nicht auf das friedliche Nebeneinander der beiden Staaten. Sie wollten dem kommunistisch gesinnten Nordvietnam etwas entgegensetzen. Aus diesem Grund entschieden sich die Amerikaner für eine Marionettenregierung. Diese versuchte Reformen und Gesetze unter unverhältnismäßiger Anwendung von Gewalt in Südvietnam durchzusetzen und stellte sich auch Nordvietnam.

Vietnamkrieg

Es kam zum Vietnamkrieg. 1966 bombadierten die Amerikaner erstmals Hanoi. Alleine während des Weihnachtsfestes 1972 zerbombten die Amerikaner ein Viertel der Stadt Hanoi. Dabei kämpfte der Westen oftmals mit menschenverachtenden Mitteln. Das eingesetzte Entlaubungsmittel sollte den Kampf gegen die Viet Minh erleichtern, doch die weitreichenden gesundheitlichen Folgen sind heute noch anhand der hohen Krebsrate unter der Bevölkerung und der auftretenden Missbildungen bei Neugeborenen zu sehen. Obwohl sich die USA bereits Ende 1972 aus dem Krieg zurückzogen, unterstützten sie in den Folgejahren weiterhin den Süden mit Waffenlieferungen.

Die Wiedervereinigung

Der Krieg wurde mit dem Fall der Stadt Saigon und der Kapitulation Südvietnams endgültig beendet und der Wiedervereinigung des Landes als Sozialistische Republik Vietnam stand am 2. Juli 1976 nichts mehr im Weg – Hanoi wurde zur Hauptstadt der neuen Sozialistischen Republik Vietnam.

Zeit für Reformen

Die Reformierung der sozialen Marktwirtschaft, Doi Moi, erfolgte 1986 und erlaubte ab diesem Zeitpunkt eine freie Marktwirtschaft. Doch die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) lehnt bis heute ein Mehrparteiensystem ab.

Hanoi heute

Seit der Eingemeindung einiger Provinzen im Jahr 2008 zählt die Metropole mehr als 6 Millionen Einwohner.

Erstmals in Hanoi

Wer zum ersten Mal Hanoi besucht, wird von einem überwältigenden Angebot an interessanten Museen, wunderschöner Architektur, beeindruckenden Pagoden und einer unvergleichlichen Kultur überwältigt werden. Obwohl die meisten Sehenswürdigkeiten im Herzen Hanois – in der Altstadt – oder der näheren Umgebung zu finden sind, empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld der Reise eine Vorauswahl zu treffen. Denn stehen lediglich drei Tage zum Erkunden der ältesten noch bestehenden Hauptstadt Südostasiens zur Verfügung, muss man sich zwischen den vielen Sehenswürdigkeiten entscheiden.

Zur einfachen Orientierung dient der Hoan-Kiem-See als der zentrale Mittelpunkt der Stadt. Nördlich des Sees liegt die Altstadt mit ihrer ganzen Faszination und einem Gewirr aus Gassen. Im Osten wird sie durch Deiche begrenzt, die den Roten Fluss im Bett halten sollen, während westlich der Altstadt gleich die ehemalige Zitadelle angrenzt und etwas weiter das Regierungsviertel mit dem legendären Ba-Dinh-Platz folgt. Nördlich davon befindet sich der größte Hanoier See, der Ho Tay, auch West-See genannt. Etwas weiter südlich des Hoan-Kiem-Sees liegt das Französische Viertel mit den herrlichen Kolonialbauten, den riesigen Alleen und den prachtvollen Flaniermeilen.

Altstadt von Hanoi – Old Quarter

Hanois Altstadt ist faszinierend, erinnert sie doch etwas an das alte Vietnam. Auch wenn heute mehr als 50 Straßen in der Altstadt existieren und nicht mehr nur die 36 Gassen der Gilden aus dem 13. Jahrhundert, sind dennoch meist gleichartige Waren in einer Straße zu finden. Die Namen der Straßen beginnen mit Hang, das für Handelsware steht. Anschließend wird lediglich der Warenname angehängt, wie beispielsweise Hang Ma May für Rattan, Hang Thuoc Bac für die Kräutermedizin oder Hang Tre für Bambus. Es ist ein Ort voller Geschichte, der vor Energie sprüht – und nicht nur auf den viel zu engen Straßen für die mehr als 2 Millionen Motorroller. Für Erstbesucher ist das Überqueren einer Straße sicherlich eine kleine Herausforderung. Doch wer dem motorisierten Knäuel aus Vespas und Straßenhändlern eine Chance gibt, langsam und konsequent die Straße überquert, auf den wird auch Rücksicht genommen – das Chaos hat ein System.
Das frühere Handelszentrum von Hanoi bestand aus einer Vielzahl von kleinen Wasserstraßen und Kanälen – es wimmelte hier nur so von Booten, auf denen die Waren transportiert wurden. Die Altstadt war eine autarke Stadt in der Stadt, geschützt von Wällen, Stadttoren und Deichen. Während des 19. Jahrhunderts wurden viele der Wasserwege zugeschüttet und zu Straßen umfunktioniert. Heute ist lediglich nur noch das Stadttor am Flussende der Hang Chieu aus dem 16. Jahrhundert erhalten.

Während überall neue, westlich geprägte Gebäude entstehen, zeigt sich in der Altstadt noch dieses Geflecht aus engen Gassen, schmalen Straßen und noch schmaleren Häusern. Eine Wohn- und Lebenskultur, die immer mehr Menschen aufgeben, denn durchschnittlich stehen einer Familie mit 10 Personen gerade einmal 21 m² Fläche zur Verfügung, wobei die sanitären Anlagen meist mit anderen Haushalten zu teilen sind. Das Leben auf engstem Raum gehört für die Vietnamesen ebenso zum Leben wie das Bier, das hier nur bia hoi genannt wird.

Typisch für Vietnam, insbesondere für die Altstadt von Hanoi, sind die sogenannten Röhrenhäuser. Meist verfügen sie über maximal zwei Stockwerke, keinesfalls durften sie höher gebaut werden als die Häuser der Feudalherren. Die Front zur Straße hat meist nur eine Breite von zwei bis drei Meter, bei größeren Häusern von fünf bis sechs Meter – das sparte Steuern für den Eigentümer, den diese berechneten sich nach der Gebäudebreite. Dafür sind die Häuser 50 bis 80 Meter lang. Vorne befindet sich in der Regel ein Ladenlokal, dahinter meist eine Werkstatt, dann ein Innenhof, anschließend folgen die Schlafräume, die Küche sowie das Gemeinschaftsbad und die Toilette. Im Innenhof werden Blumen, Kräuter sowie Gemüse angepflanzt, teilweise auch Nutztiere wie Hühner, Schweine oder Fische gezüchtet, und das Regenwasser aufgefangen. Über Korridore entlang der Innenhöfe gelangt auch das Licht und die Luft in die anderen Räume. Im oberen Stockwerk lebt meist der Hausherr oder das Familienoberhaupt.

Was kann man in der Altstadt von Hanoi unternehmen?

Die Altstadt Hanois ist das Herz der Stadt – der Pulsschlag ist fühlbar. Hier spielt sich das Leben bis spät in die Nacht auf den Straßen ab. Ob beim Straßenhändler, in einem der Geschäfte, beim Essen und dem allabendlichen bia hoi – die Altstadt von Hanoi kommt nur für wenige Stunden in der Nacht zur Ruhe. Langweilig wird es in dem Labyrinth aus Gassen niemals, ständig gibt es etwas Neues zu entdecken. Die Altstadt lebt, ist stetig im Wandel begriffen, und wer einmal die Atmosphäre eines traditionellen Backsteinhauses mit Stuckfassade, schmiedeeisernem Balkon und rotem Ziegeldach erleben möchte, kann dies in der Hang Ma May 87 tun. Es war einst das Domizil eines Kaufmanns und ist eines der original Häuser aus dem 19. Jahrhundert mit zwei Innenhöfen und schöner Möblierung. Es wurde 1999 renoviert und ist heute noch bewohnt. Aus diesem Grund bietet es einen besonders authentischen Einblick in die Lebensweise der Vietnamesen. Wer möchte, kann hier auch Kunsthandwerk erstehen, wie beispielsweise Teegeschirr, Silberschmuck oder Korbwaren. Bedauerlicherweise gibt es immer weniger der alten Häuser. Zwar ist der Abriss eines Altstadthauses illegal, doch Korruption ist auch unter dem Deckmantel des Sozialismus kein Fremdwort.

Bia Hoi

Es ist ein sozialistisches Brudergeschenk aus Tschechien – das leichte Pils namens bia hoi enthält etwa 3 % Alkohol. Das selbstgebraute Fassbier ist frei von Konservierungsstoffen und deshalb maximal 24 Stunden haltbar – doch so alt wird es selten. Es wird immer frisch gezapft und meist in Gläsern mit 0,3 Liter Inhalt angeboten. Spätestens gegen Nachmittag werden die Gehwege und manchmal auch die Straßen und engen Gassen der Altstadt mit niedrigen Plastiktischen und -hockern gepflastert und fertig ist die Straßenbar. Gemütlich sitzen ist etwas anderes, aber man kommt schnell ins Gespräch mit Einheimischen und in Gesellschaft schmeckt das bia hoi noch besser. Dann heißt es nur noch: „Tram phan tram“, was so viel wie „runter damit“ bedeutet. Für einen Euro kann man sich zwischen 4 und 6 Gläser dieses erfrischenden Getränks genehmigen. Teilweise werden Gerichte angeboten und falls nicht, alle paar Minuten kommen Händler die Straße entlang und haben Frühlingsrollen, Suppen, Erdnüsse oder Maiskolben im Angebot. Sehenswert ist übrigens auch die Anlieferung des Nachschubs, denn der kommt meist per Motorroller. Aufgrund der verstopften Straßen der Altstadt ist Zeit kostbar und deshalb wird der Motorroller ordentlich vollgeladen. Dann gleichen diese Transporte oftmals einem waghalsigen Himmelfahrtskommando, das jedoch aufgrund des fahrerischen Könnens der Chauffeure meist unfallfrei ausgeht. In Hanoi existieren unzählige Minibrauereien, die berühmte bia-hoi-Kreuzung befindet sich an der Ecke Ta Hien und Luong Ngoc Quyen.

Cyclofahrt

Die Fahrt mit einer etwas breiteren Fahrradrikscha – hier Cyclo genannt – ist heute allenfalls noch etwas für Touristen. Doch vor der Invasion der Motorroller war das Cyclo das Verkehrsmittel für alle Fälle.

Wasserpuppentheater in Hanoi

Die Ursprünge des Mua Roi Nuoc reichen mehr als 1000 Jahre zurück und liegen im südlichen Vietnam. Es ist einzigartig auf der Welt und wurde in den überfluteten Reisfeldern des Song-Hong-Deltas mit Figuren aus wasserabweisendem Feigenholz, sung genannt, gespielt. Als Vorbild dienen Geschichten von Bauern, ihrer Nutztiere sowie außergewöhnlichen Kreaturen, wie beispielsweise Einhörner, Drachen und Phönixe. Drachen sind teilweise sogar in der Lage, Feuer zu speien.

Während des Theaters stehen die Puppenspieler in einem quadratischen Becken mit hüfthohem Wasser. Da die Farbe des Wassers meist ein dunkles Grün ist, sieht man weder die Mechanik der Puppen, noch deren Spieler. Denn sie stehen versteckt hinter einem grünen Bambuszaun. Die Puppen können bis zu 50 cm groß sein und wiegen bis zu 15 Kilogramm. Die Mechanik der Puppen ist meist unter Wasser, manche Puppen sind auf schwimmenden Sockeln fixiert. Beweglich bleiben meist die Extremitäten und die Köpfe. Manchmal gibt es auch komplexe Figuren wie einen großen Drachen mit Feuerwerk oder einen Wasserbüffel mit einem Flöte spielenden Jungen auf dem Rücken.

Begleitet wird das Puppenspiel von einem kleinen Orchester mit traditionellen Instrumenten: Xylophon, Tonstäbe – cong, Flöten – sao, Trommeln – trong com und einer einseitigen Zither – dan bau. Das bekannteste Wasserpuppentheater ist wohl das Thang-Long-Theater am Hoan-Kiem-See. Die Vorstellungen dauern etwa 45 Minuten und die Karten sollten möglichst im Voraus bestellt werden.

Dong-Xuan-Markt

Es war und ist ein wichtiger Handelsplatz im Old Quarter von Hanoi. Es sind zwar nicht mehr die original Markthallen der Franzosen von 1889, doch ein Teil der kolonialen Fassade wurde in den Neubau integriert. Es wird hier noch immer mit allem gehandelt, was zum täglichen Leben notwendig ist. Die berauschende Dosis vietnamesischer Kultur findet man an der Ecke Hang Khoai und Dong Xuan. Ganz in der Nähe steht das letzte erhaltene Stadttor der Altstadt, Quan Truong, aus dem Jahr 1749.

Nachtmarkt in Hanoi

Der bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebte und große Nachtmarkt durchzieht die Altstadt von der Hang Giay bis zu Hang Dao. Es finden sich neben köstlichen Snacks allerhand Nützliches und Unnützliches im Angebot der Händler. Wie auf jedem Markt, ist auch hier verstärkt auf die persönlichen Dinge zu achten.

Hoan-Kiem-See

Der bezaubernde Hoan-Kiem-See ist für viele Einwohner Hanois die Seele der Altstadt. Früh morgens, wenn sich der See noch unter dem Mantel des Morgennebels verbirgt, und eine fast schon himmlische und für Hanoi unwirkliche Ruhe den See umgibt, praktizieren am Ufer die ersten Vietnamesen Thai-Chi.
Wenn die Altstadt zum Leben erwacht, übernehmen Mah-jongg oder Schach spielende Männer das Regiment in den Grünanlagen sowie Touristen, die etwas Ruhe abseits der quirligen Gassen genießen und entlang der Spazierwege rund um den See schlendern möchten.
Die Vietnamesen schätzen den See als Rückzugsgebiet zum Spazieren, vor allem abends. Gerade für junge Liebespaare ist es eine bevorzugte Gegend, denn Zuhause fehlt ihnen aufgrund der beengten Wohnverhältnisse jegliche Privatsphäre. Auch an Wochenenden ist dieser Ort sehr beliebt bei vielen der jüngeren Einwohner der Stadt – für sie ist der Platz ideal zum Chillen. Um den See gibt es zu dieser Zeit jede Menge Straßenstände mit Alkohol, Tee, Eis und kleinen Snacks sowie Wasserpfeifen.

Während des 19. Jahrhunderts war der See nicht nur wesentlich größer als heute, es bestand auch eine direkte Verbindung zum Roten Fluss – ein ganzes Netz aus Kanälen durchzog das damalige Hanoi.

Jadeberg-Tempel

Die nördliche der beiden Inseln im See nennt sich Ngoc Son, Jadeberg. Auf ihr befindet sich der gleichnamige und meist besuchte Tempel von Hanoi, Den Ngoc Son, der Jadeberg-Tempel. Dorthin gelangt man vom Ostufer des Sees über die rote, 1875 im klassisch vietnamesischen Stil erbaute The-Huc-Brücke – die Brücke der aufgehenden Sonne. Der Tempel ist der Literatur geweiht; den Hauptraum hinter dem Altar schmückt deshalb auch eine Statue von Van Xuong, dem daoistischen Schriftsteller und Gott der Poeten. Bereits das Tor zur wunderschönen kleinen Insel ist mit aufwendiger Kalligrafie verziert. Neben Van Xuongs Statue steht eine weitere von La To, dem Patron der Ärzte. Im Nebenraum wird General Tran Hung Dao gedacht, der die mongolische Armee Kublai Khans im Jahr 1288 bezwang. Ursprünglich wurde der Jadeberg-Tempel im 13. Jahrhundert erbaut, doch die heutige Basis des Tempels stammt aus dem 19. Jahrhundert. In Vitrinen sind einige Keramiken, alte Gongs und Glocken zu sehen.

Erhalten ist jedoch eine variantenreiche Legende der goldenen Schildkröte. Dem armen Fischer Le Loi ging beim Fischen im See ein magisches Schwert in das Netz. Mit diesem soll er gegen die damaligen chinesischen Besatzer gekämpft haben. Als er die Ming-Besatzer 1427 endlich aus dem Land vertrieben hatte, wurde er zum Nationalheld der Vietnamesen und zum König gekrönt. Für die Siegesfeier und um den Göttern zu danken, kehrte er zurück an den See. Da tauchte eine Goldene Schildkröte aus den Fluten des Sees auf und forderte das magische Schwert zurück. Bevor König Le Thai To sich regte, löste sich das magische Schwert aus der Scheide und stieg zum Himmel auf, wo es sich in einen Jade farbenen Drachen verwandelte und kurz darauf in den Tiefen des Sees verschwand. Le Loi ernannte das Tier zum Schutzgeist des Sees. Seitdem ist dies der See des zurückgegebenen Schwertes und der König ließ zur Erinnerung und zum Dank an die Götter auf der kleineren, südlicheren Insel den dreistöckigen Schildkröten-Turm, Thap Rua, errichten. Er ist heute eines der Hanoier Wahrzeichen.

Ebenso real wie der Schildkröten-Pavillon ist auch das letzte Exemplar einer besonderen Riesen-Weichpanzer-Schildkröte im See. Im Jahr 2011 fingen Wissenschaftler diese Schildkröte und verarzteten das von den Einwohnern verehrte Tier. Ein anderes Exemplar wurde bereits 1968 von Fischern gefangen. Heute ist das konservierte Tier mit den beachtlichen Maßen 2,10 x 1,20 Meter und einem Gewicht von 250 Kilogramm in einer Vitrine im Jadeberg-Tempel ausgestellt; ihr Alter wurde auf über 400 Jahre geschätzt.

Östlich des Sees befindet sich ein kleiner Park mit Skulpturen sowie ein Denkmal von Le Loi. In unmittelbarer Nähe ist auch das Märtyrerdenkmal zum Gedenken an die im Kampf für die Unabhängigkeit Vietnams Gefallenen zu sehen.

Mausoleumskomplex in Hanoi

Mausoleum

Das Mausoleum ist für viele Vietnamesen das Allerheiligste und gleicht einem Wallfahrtsort. Das von 1973 bis 1975 erbaute Mausoleum ist ein monumentales Gebäude aus schwarzem, grauem und rotem Marmor und sollte den Personenkult um den charismatischen Führer Ho Chi Minh nach dessen Tod im Jahr 1969 dienen. Die Parteiführung wollte nicht einfach auf Ho Chi Minh verzichten, denn er steht wie kein anderer für einen revolutionären Geist, harte Arbeit und entbehrungsreiches Leben im Dienst des Volkes. Die Regierung errichtete ein beeindruckendes Gebäude aus Beton und Marmor mit riesigen Säulen. Damit widersetzten sie sich dem letzten Wunsch Onkel Hos: Er wollte verbrannt werden und seine Asche sollte zu drei gleichen Teilen im Norden, der Mitte und im Süden Vietnams begraben werden. Darüber hinaus gaben sie der Stadt Saigon seinen Namen. Ho Chi Minh lebt in den Herzen der Vietnamesen weiter. Aus diesem Grund ist der Wunsch, dem einstigen Führer Vietnams persönlich zu gedenken, ungebrochen. Tausende von Vietnamesen pilgern jährlich nach Hanoi, um ihren Onkel Ho im gläsernen Sarg ein letztes Mal zu sehen. Häufig bilden sich lange Schlangen vor dem Eingang zu seiner letzten Ruhestätte. Drinnen geht es auch nicht schneller voran – eigentlich ist es ein Automatismus, denn man wird an dem Aufgebahrten „vorbeigeschoben“. Anhalten, Hände in den Hosentaschen und das Fotografieren sind verboten, selbst Handys sind draußen abzugeben. Die Ehrengarde in schneeweißen Militäruniformen wacht über das Einhalten der Regeln und strahlt die dafür notwendige Autorität aus. Sehenswert sind die Reaktionen der Vietnamesen beim Vorbeischreiten an dem Aufgebahrten. Für sie ist er der Befreier und Vater der Nation.

Der einbalsamierte Leichnam liegt für jeweils etwa 10 Monate im Jahr aufgebahrt in seinem Mausoleum. Die übrige Zeit wird der Leichnam in Russland neu einbalsamiert. Vor einem Besuch sollten unbedingt die ungewöhnlichen Öffnungszeiten am Morgen beachtet werden.

Ba-Dinh-Platz

Der riesige Paradeplatz befindet sich vor dem Mausoleum. Ho Chi Minh hat auf diesem Platz die Unabhängigkeit Vietnams vor etwa 800.000 Menschen im Jahr 1945 proklamiert. Heute dient der Platz nur noch repräsentativen Zwecken. Dennoch ist das gesamte Areal verkehrsfreie Zone. Früh morgens wird die Flagge von der sozialistischen Ehrengarde gehisst und am Abend wieder eingeholt. Dabei ertönt die Nationalhymne und die Wachen bewegen sich dazu im martialischen Stechschritt.

Ho-Chi-Minh-Museum

Zum 100. Geburtstag Ho Chi Minhs wurde das Museum in Gemeinschaftsarbeit von vietnamesischen und russischen Künstlern gestaltet. Es befindet sich direkt neben dem Mausoleum in einem protzigen Betonbau. Es ist zum großen Teil Hos Schaffen für die Unabhängigkeit Vietnams und dem Streben nach Kommunismus gewidmet. Neben den Exponaten über sein Leben wird hier vor allem der Sieg über die französische Kolonialmacht ausführlich dargestellt. Selbstverständlich bleiben die Vorzüge des Kommunismus dabei nicht unerwähnt.

Ho-Chi-Ming-Haus

Im Park des Gouverneurpalastes ließ Ho Chi Minh ein einfaches Holzhaus im Stil der Tay errichten. Ho hatte bei ihnen Unterschlupf gefunden, nachdem er aus dem Exil zurückgekehrt war. Er verkündete die vietnamesische Unabhängigkeitserklärung am 2. September 1945 auf dem Ba-Dinh-Platz.
Zwischen 1958 und seinem Tod im Jahr 1969 verbrachte er hier die meiste Zeit. Das Haus war schlicht ausgestattet, genau genommen handelte es sich lediglich um ein Arbeits- und Schlafzimmer. Vor dem Haus ist ein kleiner Lotusteich mit Fischen. Hier meditierte Ho regelmäßig und schrieb Poesie.
Heute steht an dieser Stelle ein neumodischer Bungalow, der nichts mit seinem Haus gemein hat.

Einsäulenpagode

Die Einsäulenpagode steht inmitten eines Lotusteichs und wurde ursprünglich von Kaiser Ly Thai Tong im Jahr 1049 errichtet. Das einem zu groß geratenen Haus für böse Geister ähnelndem Bauwerk ist eines der ältesten Gebäude sowie ein Wahrzeichen von Hanoi. Zwar handelt es sich heute nur noch um einen Nachbau des Nachbaus, doch das tut der Schönheit der Pagode keinen Abbruch.

Ly Thai Tong blieb kinderlos und der Legende nach soll ihm die Göttin der Barmherzigkeit, Quan Am, auf einer Lotusblüte sitzend, im Traum erschienen sein. Dabei überreichte sie ihm einen männlichen Säugling. Der Kaiser heiratete daraufhin ein junges Bauernmädchen. Sie bekamen einen Sohn und zum Dank ließ er die Pagode errichten. Zum letzten Mal wurde das Heiligtum, das von den Frauen immer noch verehrt wird, im Jahr 1954 von den Franzosen während ihres Abzugs zerstört.

In unmittelbarer Nachbarschaft steht außerdem noch der imposante Regierungspalast.

Die Kathedrale und die interessantesten Tempel von Hanoi:

Kathedrale St. Joseph

Westlich des Hoan-Kiem-Sees errichteten die Franzosen 1886 eine Kathedrale mit damals bunter Fassade, mit wunderschönen Glasmalereien und einem kunstvoll verzierten Altar. Der neugotische Stil ist nicht nur an der Fassade zu erkennen, auch die typischen Zwillingsglockentürme sind nicht zu übersehen. Für den Bau der Kathedrale musste die größte Pagode von Hanoi weichen, die zehnstöckige Chua Bao Thien. Anschließend veranstalteten die Franzosen eine Lotterie zur Finanzierung des Sakralbaus.

Falls das Hauptportal der Kirche geschlossen ist, gelangt man über die Diakonie in der Nha Chung 40 in die Kirche. Vor allem sonntags drängen sich Menschenmassen zur Messe in die Kirche. Oftmals ist der Innenraum nicht für alle Besucher ausreichend und es bilden sich Menschentrauben vor der Kathedrale. Einige Besucher bleiben gleich auf ihrem Motorrad sitzen und lauschen der Andacht.

Bach-Ma-Tempel

Der älteste Tempel der Stadt wurde von Kaiser Ly Thai To im 11. Jahrhundert erbaut, der Großteil des Heiligtums entstand jedoch erst viel später im Jahr 1839. Genau an der Ecke der Hang Buom und der Hang Giay befindet sich der kleine, legendäre Tempel mit dem wunderschönen alten Holztor und einer Statue des weißen Pferdes, das den Herrscher zum geeigneten Ort für die Errichtung der Stadtmauer geführt haben soll.

Literaturtempel in Hanoi

Der Literaturtempel, Van Mieu auf Vietnamesisch, liegt etwa zwei Kilometer westlich des Hoan-Kiem-Sees. Er wurde im typisch chinesischen Stil mit fünf Innenhöfen unter Kaiser Ly Thanh Tong im Jahr 1070 errichtet. Der Tempel ist Konfuzius geweiht, dem großen Gelehrten und Dichter sowie den bedeutendsten vietnamesischen Schriftstellern und Gelehrten. 1076 wurde hier unter seinem Nachfolger Ly Nhan Tong der Tempel erweitert und das erste kaiserliche Institut der Söhne des Landes, Quoc Tu Giam, gegründet, der Vorläufer einer Universität. Hier sollten die Mandarine, Staatsbeamte nach chinesischem Vorbild, ausgebildet werden – zunächst nur Anwärter adliger Herkunft. Erst 1442 wurden die Zugangskriterien gelockert und Studenten aus ganz Vietnam strömten nach Hanoi, denn nun wurden zusätzlich Literatur, Dichtkunst sowie die Prinzipien des Konfuzianismus gelehrt. Der Kaiser war es auch, der die Namen und Geburtsorte der herausragenden Gelehrten auf Stelen meißeln ließ; davon sind heute noch 82 erhalten – diese zählen zum UNESCO-Welterbe. Die Lehrgebäude befinden sich im Nordhof, wo auch eine Konfuzius-Statue mit Spitzbart und auffallend roter Kleidung von vier Schülern umgeben ist. Bei fast allen Gebäuden handelt es sich lediglich um wunderschöne Nachbauten im traditionellen chinesisch-vietnamesischen Stil. Schon der erste Anblick des prächtigen Portals mit mehreren Eingängen hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern.

Der Literaturtempel dient den Vietnamesen als beliebtes Fotomotiv, sei es bei bestandenen Prüfungen, Geburtstagen oder Hochzeiten.

Quan-Thanh-Tempel (ehemals Den Tran Vu)

Dieser Tempel liegt am Südostufer des West-Sees, direkt an der gleichnamigen Straße in der Nähe des Nordtors und ist der bedeutendste daoistische Tempel in Hanoi. Er ist dem Gott des Nordens, Xuan Wu, gewidmet, der auch unter Tran Vu bekannt ist und als eine der wichtigsten Gottheiten im Daoismus gilt.
Ein beeindruckend großes, zweigeschossiges und von weitem weiß schimmerndes Portal mit wunderschöner chinesischer Kalligrafie ziert den Eingang. Eine riesige Bronze von Xuan Wu steht im Inneren. Sie zeigt die Zeichen seiner Macht: eine Schlange windet sich um sein Schwert und die Schildröte steht für seine Weisheit. Der Tempel stammt aus dem 11. Jahrhundert.

Hai-Ba-Trung-Tempel

Der buddhistische Tempel wurde 1142 errichtet und befindet sich zwei Kilometer südlich des Hoan-Kiem-Sees. Die beiden Trung-Schwestern wurden nach dem Sieg über die Han-Chinesen vietnamesische Königinnen im 1. Jahrhundert. Doch die Feinde waren übermächtig und wollten wiederkommen. Daraufhin zogen es die Schwestern vor, lieber zu sterben, als von den Chinesen gefangen zu werden und wählten deshalb den Freitod. Eine Statue zeigt die Schwestern kniend und mit erhobenen Armen, kurz bevor sie sich in die Fluten stürzten.

Außerdem gibt es noch die Botschafterpagode, das offizielle Zentrum des buddhistischen Glaubens und die Pagode der Steinernen Frau bei der Zitadelle.

Museen in Hanoi

Historisches Museum

Das elegante, ockerfarbene Gebäude wurde zwischen 1925 und 1932 nach Plänen des französischen Architekten Ernest Hebrard errichtet, der als Erster den chinesischen Baustil mit französischen Elementen vereinte. Die Ausstellung zeigt wertvolle Bronzen aus sechs Jahrhunderten der Dong-Son-Kultur, hinduistische Bildhauerei aus den Khmer- und Champa-Reichen sowie Ausrüstungs- und Schmuckgegenstände aus der Imperialzeit und dem Unabhängigkeitskampf Ho Chi Minhs.

Hoa-Lo-Gefängnismuseum

Es wurde von den Amerikanern während des Vietnamkrieges als Hanoi Hilton bezeichnet und liegt an der Ecke Hoa Lo und Hai Ba Trung. Frankreich baute den Gefängniskomplex 1896. Das Museum zeigt die Verhältnisse der Häftlinge, eine französische Guillotine für die Hinrichtung von Gefangenen sowie Exponate aus dem Unabhängigkeitskampf Vietnams. 1997 wurde ein großer Teil des Gefängnisses für zwei Hochhäuser abgerissen, erhalten blieb nur das Maison Central, der zentrale Teil des Bauwerks.

Revolutionsmuseum in Hanoi

Das Revolutionsmuseum befindet sich in der Tran Quang Khai 216 und erzählt die Geschichte der vietnamesischen Revolution auf eine begeisternde Art und Weise.

Militärmuseum in Hanoi

In der Dien Bien Phu sind vor allem Ausrüstungsgegenstände und Waffen chinesischer und sowjetischer Bauart zu sehen. Interessant sind der MiG-21-Düsenjäger sowie ein amerikanischer F-111. Der hexagonale Wachturm ist ein weiteres Wahrzeichen der Stadt und eines der letzten Relikte der alten Zitadelle. Das Museum befindet sich in der Dien Bien Phu 28A.

Museum der Schönen Künste

Früher war hier, in der Nguyen Thai Hoc, das Informationsministerium beheimatet. Das Museum ist in zwei Gebäuden untergebracht: im Ersten sind Möbel, Textilien und Keramikwaren, während im Haupthaus alte Steinschnitzereien aus der Champa-Zeit und zeitgenössische Kunst zu finden sind. Hier können Besucher auch nachgemachte Antiquitäten erstehen.

Ebenfalls sehenswert sind das Frauenmuseum sowie das Ethnologische Museum, das allerdings etwas abseits liegt.

Seen in Hanoi

West-See

Aufgrund von errichteten Deichen ist der West-See heute nicht mehr mit dem Roten Fluss verbunden. Er ist der größte See von Hanoi, sein Umfang beträgt 14 Kilometer. In früheren Zeiten war das Ufer ein begehrter Ort für Pagoden und Sommerresidenzen der Kaiser und Beamten. Heute residieren Neureiche und Diplomaten im feinsten Viertel von Hanoi, und die meisten historisch wertvollen Gebäude mussten weichen.

Ho Truc Bach

Im Südosten des West-Sees trennt der Thanh-Nien-Damm mit seiner von Flammenbäumen gesäumten Allee den kleineren Ho Truc Bach, den Weiße-Seide-See. Hierher wurden früher die in Ungnade gefallenen Konkubinen des Kaisers verbannt und zum Spinnen von weißer Seide, dem Zeichen von Reinheit und Unschuld, verdonnert. Wer möchte, kann sich ein Ruder- oder Tretboot mieten und auf dem See entspannen oder ein Leihfahrrad ausleihen.

Die beiden Pagoden am West-See:

Tay-Ho-Pagode

Sie ist der Muttergottheit Thanh Mau geweiht und eine der beliebtesten Pagoden in Hanoi. Zweimal im Monat treffen sich hier riesige Menschenmassen zum Gebet für Glück, hauptsächlich junge, unverheiratete Paare. Das Bauwerk befindet sich auf einer kleinen Halbinsel. Die Gegend eignet sich ideal zum Entspannen, es hängt der Duft der Lotusblüten in der Luft. Besonders beliebt sind bei den Besuchern auch die kleinen, nicht überdachten Restaurants auf dem Weg zum Heiligtum.

Tran-Quoc-Pagode

Die Geschichte dieser Pagode reicht zurück bis in das 6. Jahrhundert und ist auf einer Stele von 1639 dargestellt. Sie liegt am östlichen Seeufer und ist eine der ältesten Pagoden in ganz Vietnam.

Schön ist übrigens auch ein Spaziergang auf der 1,7 Kilometer langen Long-Bien-Brücke. Aus luftiger Höhe kann man das riesige Flussdelta bestaunen und den Sampan-Schiffern zusehen. Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, sollte sich die Überreste des ehemaligen Kaiserpalastes bei der Zitadelle ansehen.

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