Insel Phu Quoc
Was ist Phu Quoc? Die Bandbreite der Antworten ist lang. Sprechen die einen noch von einem Geheimtipp, meiden die anderen die Insel, weil sie ihnen schon zu überlaufen ist. Tatsächlich ist Phu Quoc auf dem Weg, ein bedeutender touristischer Magnet in Südostasien zu werden und das heißt natürlich, das die Sache mit dem Geheimtipp über kurz oder lang komplett verschwinden wird.
Phu Quoc hat viele Attribute eines Paradieses. Die Insel liegt ganz im Südwesten Vietnams, im Golf von Thailand und zwar so, dass sie wirkt, als würde sie eher zu Kambodscha gehören. Der Meinung ist man in Kambodscha bis heute auch. In der Form an Südamerika oder eine Träne erinnernd ist Phu Quoc mit etwa 50 Kilometern Länge und bis zu 25 Kilometer Breite, seinen bis über 600 Meter hohen Bergen, seinem Dschungel, den vielen Stränden und 21 kleineren Nachbareilanden fast schon zu groß für eine Schatzinsel, sieht aber exakt so aus.
Sie ist dünn besiedelt, hat kleine Fischerdörfer, ist von lehmigen Pfaden durchzogen und wenn der vietnamesische Staat nicht zur Absicherung vor kambodschanischen Ambitionen eine große Militärbasis auf der Insel etabliert hätte, wirkte sie geradezu irreal ideal. Phu Quoc ändert sich aber rasch.
Die Hauptinsel, die damit beworben wird, dass sie durch ihre besondere Lage im Süden Südostasiens die einzige in Vietnam sei, von deren Stränden man die Sonne untergehen sehen könne, soll zum touristischen Faktor des Landes werden. Lange konnte man höchstens von Ho-Chi-Minh-Stadt einfliegen oder von Rach Gia übersetzen, die Erreichbarkeit verbessert sich inzwischen aber jährlich, weil die Insel immer besser infrastrukturell vernetzt wird.
Phu Quoc gehörte lange zu den abgelegenen Flecken im Meer, mit denen die Herrscher nichts Besseres anzufangen wussten als auf ihnen große Gefangenenkolonien zu etablieren. Bis zu 40.000 Menschen waren während des Vietnamkrieges hier interniert, was die Insel zum größten Gefängnis Südvietnams machte und die Häftlinge mussten Wälder roden, um Agrarflächen zu schaffen, die bis heute genutzt werden.
In Phu Quoc wird Pfeffer angebaut, Fischsauce produziert und es gibt auch Perlenfarmen. Wichtiger wird aber massiv der Tourismussektor. Die Insel ist auf dem Sprung. Während lange vorwiegend Backpacker glücklich wurden, werden mehr und mehr Hotelressorts gebaut. Je mehr Tourismus auf die Insel gelangt, desto mehr leidet das Image eines Paradieses für all jene, die sich nach Individualtourismus sehnen, es steigt aber gleichzeitig das Angebot an touristischen Beschäftigungsmöglichkeiten.
Bis heute ist die Ankunft auf Phu Quoc für die Besucher, die aus den lauten Metropolen Vietnams eintrafen, ein Kulturschock. Es ist ruhig, auch wenn sich viele Touristen auf der Insel lange schon damit beschäftigen, die Lehmpisten mit Motorrädern zu bearbeiten, ist es im Vergleich zu vielen Festlandstädten mucksmäuschenstill. Es werden auf Phu Quoc Tauchkurse angeboten, sehr populär sind auch Kayaktouren auf dem Meer, mehr und mehr kommen Tennis-, Golfplätze und Casinos hinzu.
Wer es eher natürlich mag, kann weiterhin in den Nationalpark der Insel, eine der Quellen besuchen oder, das bleibt auch auf absehbare Zeit so, ein abgelegenes Fleckchen am Strand suchen. Der ist nämlich derart weit um Phu Quoc herum, dass auch das ambitionierteste staatliche Tourismusprogramm ihn nicht gänzlich erschließen wird.