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Kunst und Kultur in Vietnam

Vietnam blickt auf eine mehrtausendjährige Geschichte zurück. Reisfelder wurden hier bereits vor Urzeiten bewässert, die chinesischen Kulturen hatte lange einen prägenden Einfluss auf die hier herrschenden Dynastien, die Tai, die Khmer, eigentümliche Kulturen in abgelegenen Bergregionen, die europäischen Eroberer, die sowjetkommunistischen Brüder, mit denen es einen regen Austausch traditioneller medizinischer Güter gab, die Dai Viet im Norden und ihre ärgsten Konkurrenten, die Cham im Süden vor tausend Jahren, die Kolonialisten – Vietnam ist ein Schmelztiegel der Kulturen.

Das erkennt man an der Religion (auch wenn sich die meisten Vietnamesen angeblich als Atheisten bezeichnen): wie im China der drei Lehren sind es in Vietnam Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus, die einen großen Einfluss auf die vietnamesische Kultur ausüben, aber es gibt unglaublich viele andere Religionsformen in Vietnam. So existieren auf Ahnenkulte aufbauende Religionen, Mehrgöttersysteme und auch Animisten gibt es, aus der Zeit der Kolonialisten sind erstaunlich viele Katholiken und davon und voneinander abgespaltene kleinere, aber schnell wachsende Gruppen von Protestanten geblieben, es gibt unter den Cham viele Moslems, auch hinduistische Strömungen und die Mitglieder Cao Dais, einer zwischen den Weltkriegen entstandenen Religion.

Entsprechend vielfältig ist die vietnamesische Kultur, wobei Angehörigen einer der oben genannten Religionen schnell auffällt, dass in Vietnam selten etwas eins zu eins übernommen wird. Es gibt immer eine pragmatische Anpassung an die eigenen Bedürfnisse, was vielleicht den langen Phasen verschuldet ist, in denen das multiethnische Land unter Fremdherrschaft stand.

So ist das im Übrigen auch mit den touristischen Blicken: die Bilder, die aus dem Urlaub mit nachhause genommen werden, sind Ergebnis einer Suche nach Ursprünglichkeit, mit traditionell gebauten Dschunken oder vielleicht auch Rikschas und traditionellen Kostümen und traditionellen Instrumenten bei traditionellen Festen in sattgrünen Landschaften – in einem Land des Umbruchs, in dem gerade eine ganz eigene Moderne entsteht und in dem Fußball ebenfalls die Nummer 1 ist.

Kunst und Kultur in Vietnam

Kunst und Kultur in Vietnam ©TK

Es gibt sie aber auch noch, die traditionellen Künste zum Mitnehmen: Seidenmalerei, Bildhauerei, Keramik, eine Besonderheit Vietnams ist die reiche Theaterkultur. Hier gab es schon satirische Theater, als man in Europa noch für gelungene Scherze geköpft wurde, es gibt streng choreographierte traditionelle Varianten der chinesischen Oper, Mischformen mit modernen Elementen und das weltberühmte Wasserpuppentheater mit seiner geschätzt 1.000-jährigen Tradition, ein Handwerk, das in geheimen Zirkeln weitergereicht wurde und durch die sinnvolle Intervention Frankreichs im späten 20. Jahrhundert vor dem Aussterben bewahrt wurde.

Bei der Bewahrung des großen musikalischen Erbes Vietnams ist die UNESCO mehrfach tätig geworden, woraufhin auch die Regierung begonnen hat, das oft mündlich überlieferte Kulturgut für die Nachwelt zu archivieren. Das Land hat eigene Saiteninstrumente, eigene Musiktheaterformen, eigene Improvisationskunst, uralte religiöse Musikstile, einen eigenen Song Contest, viel älter als Sanremo, heute vielfach touristische Inszenierungen – und es gibt eine ganz eigene südostasiatische Popmoderne mit Synthesizern, hellen Stimmen und am späten Abend nicht selten Karaoke.

Wer an Bilder von Vietnam denkt, sieht sofort die weit ausladenden Hüte, auffällige, bequem wirkende, aber fast alles bedeckende Kostüme der Frauen – und gerade den Hut kann man noch heute auf dem Land vielfach sehen. In den Städten wiederum – und das ist Kennzeichen der Moderne im großen ostasiatischen Raum – ist der durchaus hygienische Mundschutz recht gut verbreitet.

Das Kulturgut, mit dem der Urlauber in der Regel zuallererst und am Ende auch am besten vertraut ist, sind die nationalen Speisen – und so ist das auch in Vietnam, wobei es hier noch etwas spannender ist als in vielen Nachbarländern, weil es kaum europäisierte Varianten der einheimischen Küche gibt. Dafür liefern die Wälder Vietnams unzählige rätselhafte Früchte, es gibt eigenen Kaffee, Tees, viel Reis, Frühlingsrollen, ungewöhnliches Kleintier, viel Fisch – nur mit dem Fleisch sollte der ökobewusste Reisende etwas aufpassen. Es kann passieren, dass er aussterbendes Tier speist. Sehr bekannt sind in Vietnam auch Schnäpse mit Einlage, bevorzugt Giftschlangen, die besser nicht als Andenken mit nachhause genommen werden sollten – in solchen Flaschen sind schon bislang unbekannte Tierarten entdeckt worden.

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