Skip to main content

Die Völker Vietnams

Ein zerklüftetes, langgezogenes Land, uralte Dynastien, abgelegene Bergregionen, große Kulturen in direkter Nachbarschaft und eine wechselvolle Kolonialgeschichte haben dafür gesorgt, dass Vietnam Heimat vieler verschiedener Ethnien ist. Trotzdem gibt es eine große, offiziell 88 % der Bürger stellende Hauptethnie, die Kinh, deren Sprache auch die Amtssprache Vietnams ist.

Obwohl beispielsweise die Gesellschaft für bedrohte Völker immer wieder darauf hinweist, dass zahlreiche Ethnien Vietnams ihre Kulturen, Sprachen und Religionen nicht repressionsfrei ausleben können, schreibt sich der Staat offiziell auf die Fahnen, die Rechte der Minderheiten zu respektieren und sogar zu fördern. Einige der tatsächlich nicht enden wollenden innerstaatlichen Konflikte rühren von den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts her, in denen es die westlichen Mächte zum Teil schafften, kleinere Ethnien für sich zu instrumentalisieren, was diesen nach Ende der Kriege extrem übel genommen wurde. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist das Schicksal der Hmong, über deren versprengtes Schicksal, teilweise im Niemandsland zwischen den Ländern, wiederholt in den Fokus von Menschenrechtlern rückte.

Auch das kommunistische Erbe Vietnams schlägt sich in der Behandlung kleinerer Ethnien nieder. Die Religionsausübung wurde lange Zeit strikt überwacht und behindert, da es ungefähr so viele Religionsvarianten wie Völker in Vietnam gibt, zudem ein Großteil der Bevölkerung sich selbst als atheistisch bezeichnet, gibt es durchaus auch Probleme mit dem Missionseifer beispielsweise christlicher Kirchen.

Tempel in Vietnam

Tempel in Vietnam ©TK

Der Einfluss der alten Kolonialmacht Frankreich gilt als nicht mehr so groß wie in anderen Exkolonien, trotzdem wird das gemeinsame Erbe gepflegt, Französisch weiterhin an Schulen gelehrt, wobei Englisch durch den wachsenden Tourismus zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das ist interessant, spricht aber auch für die Souveränität der Vietnamesen, nach den unglaublich brutalen Kriegen unter amerikanischer Beteiligung eine Öffnung nach außen für neugierige Weltenbummler aus dem Westen zu gewährleisten.

Mehr als 50 ethnische Minderheiten leben in einem verzwickten Beziehungsgeflecht in Vietnam miteinander und nebeneinander her. Die Hoa sind die Chinesen Vietnams, die seit vielen Jahrhunderten hier leben, es gibt verschiedene Gruppen von Tai-Völkern, viele Khmer, der Süden Vietnams wurde lange auch von Kambodscha beansprucht, außerdem gibt es unterschiedliche Bergvölker in den Ländern Südostasiens, die von den Franzosen aus praktischen Gründen als Montagnards zusammengefasst wurden.

Während die Vietnamesen, die Kinh, vor Jahrhunderten aus den sich im Norden anschließenden, großen Provinzen Chinas eingewandert sind, hat sich in verschiedenen Bergregionen, abseits der fruchtbaren Deltaebenen, mitunter ein Vietnam bewahrt, das lange schon existierte, bevor irgendwer Grenzziehungen vornahm, lange, bevor die Europäer auf Beutezug gingen und lange, bevor es so etwas wie Tourismus gab.

Wo so viele Völker unter den gegebenen Bedingungen miteinander leben, gibt es Probleme. Das ist zwangsläufig, daher sollte man es mit der Kritik nicht übertreiben, zumal wir Europäer an den bestehenden Konflikten nicht ganz unbeteiligt waren. Die herzlichen, offenen, gastfreundlichen Menschen Vietnams sind das i-Tüpfelchen auf der wahnsinnig schönen Welt, die sie bewohnen.

Top Artikel in Menschen in Vietnam