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Der Vietnamkrieg

Der Vietnamkrieg war ein intensiver und verheerender bewaffneter Konflikt, der von 1955 bis 1975 in Vietnam stattfand. Er war geprägt von politischen, sozialen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen Nordvietnam, das von kommunistischen Kräften unterstützt wurde, und Südvietnam, das von den Vereinigten Staaten und anderen anti-kommunistischen Nationen unterstützt wurde. Der Krieg hatte weitreichende Auswirkungen auf Vietnam und die internationale Politik, die bis heute spürbar sind.

Über keinen anderen regionalen Konflikt des 20. Jahrhunderts wurde mehr berichtet und geschrieben. Zahllose Dokumentationen, Spielfilme und Fernsehserien befassen sich mit der Thematik. Und doch ist der Vietnamkrieg für die meisten Menschen nur gleichbedeutend mit dem zehnjährigen militärischen Einsatz der USA in Südostasien. Die Wurzeln des Konflikts reichen jedoch bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurück.

Vietnamkrieg

Vietnamkrieg ©iStockphoto/ratpack223

Indochina: Kampf gegen Japaner und Franzosen

Indochina, wie die Region damals bezeichnet wurde, stand seit dem 19. Jahrhundert unter französischer Kolonialherrschaft. Das Gebiet umfasst dabei nicht nur das heutige Vietnam, sondern auch die Länder Laos und Kambodscha, die während des eigentlichen Vietnamkrieges zu den ebenfalls betroffenen Nationen gehörten. Im Jahre 1940 besetzten die Japaner im Zuge ihrer Expansionsbestrebungen in der Pazifikregion schließlich auch Vietnam. Die Länder Südostasiens sollten dem japanischen Reich mittelfristig als Rohstoffbasis für ihre Operationen dienen. Ähnlich wie in China und Korea führte die teilweise sehr brutale Besatzungszeit zu einem bis heute fortdauernden Misstrauen gegenüber Japan. Bereits vor Ende des Zweiten Weltkrieges kristallisierte sich die Viet Minh als wichtigste politische Organisation heraus. Deren Anführer, Ho Chi Minh, setzte dabei auf die nationale Einheit als Mittel gegen die Fremdherrschaft. Zu dieser Zeit erhielt die Organisation auch Unterstützung durch die USA, die damit den Kriegsgegner Japan schwächen wollten.

Der Vietnamkrieg – Anspruch auf Kolonialherrschaft

Nach Kriegsende meldete Frankreich seine Ansprüche auf die alten Kolonien erneut an und wollte den Status vor der japanischen Besatzung wiederherstellen. Zunächst sah es auch nach einer Einigung aus, bei der Frankreich den Viet Minh die Selbstständigkeit Vietnams als Nation in Aussicht stellte. Noch während der Verhandlungen über die Einzelheiten eines Abkommens kam es aber Ende 1946 zu einer militärischen Eskalation, bei der französische Truppen in der Hafenstadt Hai Phong für den Tod von zahlreichen Zivilisten verantwortlich gemacht wurden. Daraufhin brachen die Viet Minh die Verhandlungen ab und gingen zum bewaffneten Widerstand über, was historisch gesehen den Beginn des Indochina-Krieges markiert.

Der Vietnamkrieg – Spaltung von Nord und Süd

Ähnlich wie in Korea kam es zu einer faktischen Spaltung des Landes. Während die Viet Minh erneut in den Untergrund gingen und ihren Einfluss in erster Linie im Norden ausübten, unterstützten die Franzosen 1949 die Bildung einer Regierung im Süden, die in Saigon unter der Führung von Bao Bai regierte. Sowohl die westlichen Großmächte als auch die Vereinten Nationen erkannten diese Regierung als rechtmäßig an, während China und die Sowjetunion den Norden unterstützten. In dieser Zeitperiode des Kalten Krieges war es üblich, dass die Großmächte in Ost und West sich gegenseitig ihre Einflusssphären streitig machten. Nur selten kam es tatsächlich auch zu militärischen Auseinandersetzungen direkter oder indirekter Art (wie in Korea), doch an allen Nahtstellen der politischen Blöcke nahmen die Spannungen damals extrem zu. Während in Europa der Eiserne Vorhang und vor allem Berlin ins Blickfeld der Politik rückten, wurden in Asien Korea und Vietnam zu den Hauptschauplätzen der Auseinandersetzungen.

Der Vietnamkrieg – Domino-Theorie

Im Westen und vor allem den USA befürchtete man damals aufgrund der Handlungen der Sowjetunion nach Ende des Zweiten Weltkrieges, dass auch in Asien eine Art Eiserner Vorhang installiert werden könnte, der in der Folge zum Sturz vieler weiterer prowestlicher Regierungen führen würde. Diese auch als Domino-Theorie bekannte Einschätzung wurde damals wie heute kontrovers diskutiert. Aus damaliger Sicht schien sie allerdings naheliegend zu sein, da Stalin auch in Osteuropa das Selbstbestimmungsrecht der Völker ignorierte und seinen Einfluss auf Länder wie Polen ausweitete.

Dien Bien Phu und die Folgen

Der französische Indochinakrieg war also ein direkter Vorläufer des amerikanischen Engagements, das gut ein Jahrzehnt später einsetzte. Schon zu Beginn wurde ein Großteil der finanziellen Belastungen des Konflikts von den USA übernommen, da Frankreich mit dem Wiederaufbau des eigenen Landes und der restlichen Kolonien bereits stark gefordert war. Es entwickelte sich ein heftiger Guerillakrieg zwischen den französischen Truppen und den Viet Minh, der mit zunehmender Dauer immer blutiger wurde. Auf französischer Seite kämpften dabei in erster Linie Truppen der Fremdenlegion, die sich wiederum rund zur Hälfte aus ehemaligen deutschen Soldaten rekrutierten, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges in die Dienste der Franzosen getreten waren. Daher überrascht es auch nicht, dass ein Großteil der Gefallenen der Schlacht von Dien Bien Phu auf französischer Seite deutscher Abstammung waren. Die Schlacht von Dien Bien Phu markierte 1954 den Wendepunkt in der französischen Indochinapolitik. Durch schwere taktische Fehler der französischen Kommandeure wurden ihre Truppen nach fast zwei Monaten schließlich vernichtend geschlagen. Die Franzosen hatten nicht nur diverse Fehlentscheidungen getroffen, sondern vor allem auch den Gegner unterschätzt. Die Generalität hielt es schlicht nicht für möglich, dass die Vietnamesen in der Lage sein würden, Artillerie in Stellung zu bringen, was sich als blutiger Irrtum erweisen sollte. Angesichts der schweren Verluste willigte Frankreich schließlich auf der Indochina-Konferenz in Genf in einen Waffenstillstand ein. Für das Jahr 1956 wurden freie Wahlen angesetzt.

Der Vietnamkrieg – Waffenstillstandslinie wird zur Grenze

Die USA fürchteten, dass freie Wahlen angesichts der Mehrheitsverhältnisse den Viet Minh und dem Sozialismus in Vietnam zur Macht verhelfen würden und unterschrieben das Indochina-Abkommen nicht, wenngleich sie es offiziell unterstützten. Die US-Regierung befürchtete, dass nach Vietnam auch alle weiteren Länder der Region „kippen“ würden. Sie machten hinter den Kulissen ihren Einfluss geltend und unterstützten die Abhaltung einer Scheinwahl, die eine proamerikanische Regierung unter Ngo Dinh Diem ans Ruder brachte. Die bisher nur als Waffenstillstandslinie zur Entflechtung der Truppen gedachte Grenze entlang des 17. Breitengrads führte im Oktober 1955 schließlich zur faktischen Spaltung des Landes in zwei Teile. Während im Norden die sogenannte Demokratische Republik Vietnam gegründet wurde, sprach man vom Süden einfach als Republik Vietnam. Die Regierung von Diem verfolgte ihre politischen Gegner im eigenen Land sehr heftig, was letztlich zu organisiertem Widerstand führte, der von Nordvietnam zunehmend unterstützt wurde. Es war diese Entwicklung, die ab 1961 die Involvierung der USA nach sich zog und zum zweiten Indochinakrieg mutierte, der dann als der eigentliche Vietnamkrieg bekannt wurde.

Der Vietnamkrieg – Politische Säuberungen im Norden

In Nordvietnam festigte das kommunistische Regime seine Macht und setzte Landreformen durch, die auch in anderen sozialistischen Ländern üblich waren. Schon seit 1950 wurden die Kommunisten auch durch eine große Zahl chinesischer Berater unterstützt, die später halfen, die zum Teil sehr repressiven Maßnahmen gegen die nordvietnamesische Bevölkerung durchzusetzen. So hatte zwar ein erheblicher Teil der Großgrundbesitzer die Unabhängigkeit von Frankreich unterstützt, sah sich aber nach Machtübernahme der Kommunisten Verfolgungen und Enteignungen ausgesetzt. Doch auch Veteranen aus den Kriegen gegen die Japaner und Franzosen wurden sukzessive aus der Partei und anderen Organisationen verbannt, um den Einfluss nichtkommunistischer Elemente zu begrenzen. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Politik im Jahr 1956, als über 90 Prozent der alten Veteranen aus der Partei entfernt wurden. In den folgenden Jahren begann die Regierung dann mit der Umsetzung ihrer Pläne für die Landwirtschaft und Industrie, die Nordvietnam zunächst zu einem der wachstumsstärksten Märkte im ostasiatischen Raum machte. Durch Ereignisse wie die große Hungersnot wurde das Land aber wieder zurückgeworfen. Politisch pendelte Nordvietnam kurze Zeit zwischen der Sowjetunion und China, die ihrerseits miteinander verfeindet waren. Letztlich setzte sich der sowjetische Einfluss durch, nicht zuletzt auch wegen der umfangreichen Wirtschafts- und Militärhilfe. Auch sowjetische Militärberater befanden sich zeitweise im Land, das mit den modernsten Luft- und Landkriegssystemen versorgt wurde.

Der Vietnamkrieg – Korruption im Süden

In Südvietnam nahm im gleichen Zeitraum der Einfluss der USA deutlich zu, die damit den Status einer Schutzmacht von Frankreich erbten. Die Politik der USA stützte sich ähnlich wie in Südkorea oder auch Westdeutschland darauf, den möglichen Einfluss der Kommunisten durch wirtschaftlichen Aufschwung und Wohlstand zu neutralisieren. Besonders in den Bevölkerungszentren der großen Städte des Südens funktionierte dies auch, allerdings war die südvietnamesische Wirtschaft in ähnlicher Weise von den USA abhängig wie die nordvietnamesische von den sowjetischen Hilfen. Insgesamt blieben die Zuwendungen durch die USA bis 1962 aber durchschnittlich noch unter dem, was in anderen verbündeten Staaten investiert wurde. Politisch prägte die Machtübernahme durch Ngo Binh Diem die Periode ab 1954. Dieser sagte – in Übereinstimmung mit der Eisenhower-Regierung – die im Indochina-Abkommen vorgesehenen gesamtvietnamesischen Wahlen ab. Basis und Bestandteil des späteren Engagements der USA war darüber hinaus die Gründung der SEATO, dem südostasiatischen Gegenstück zur NATO. Das Regime von Diem galt gemeinhin als korrupt und unterschied sich in seinen repressiven Maßnahmen gegen die Opposition (und insbesondere gegen die Kommunisten Südvietnams) bisweilen nur wenig von dem, was in Nordvietnam stattfand.

Beginn des Guerillakrieges

Durch die zunehmenden Repressionen gegen die Kommunisten im Süden sah sich das nordvietnamesische Regime immer mehr unter Druck gesetzt, deren Kampf auch militärisch zu unterstützen. Erster Ausdruck dieses Politikwechsels war im Jahr 1960 die Entsendung ehemaliger Kämpfer der Viet Minh in den Süden, um dort aktiv gegen die Regierung vorzugehen. Die Schlacht um Tua Hai, in der Rebellen einen Stützpunkt der südvietnamesischen Armee überfielen, gilt als erste große Kampfhandlung im zweiten Indochinakrieg. Etwa zur gleichen Zeit wurde die Nationale Befreiungsfront FNL gegründet, die sich nicht nur aus Kommunisten, sondern auch aus anderen Oppositionellen im Süden rekrutierte. Sie stellte weniger einen militärischen Aktivposten dar als vielmehr eine propagandistische Organisation, die bei der Landbevölkerung Südvietnams den sozialen Nährboden für den Kommunismus bereiten sollte.

Amerikanisches Engagement ab 1960

Als in den USA John F. Kennedy zum Präsidenten gewählt wurde, erbte er das Problem Vietnam von seinem Vorgänger, Dwight D. Eisenhower. Er war von Anfang an nicht sonderlich begeistert von diesem Krisenherd, scheute aber auch nicht davor zurück, die aus amerikanischer Sicht notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die eine rapide Ausweitung des US-Engagements nach sich zogen. Er stimmte damals mit den meisten politischen Analysten jener Zeit überein, dass nicht nur Vietnam, sondern die gesamte Region inklusive Indonesien dem Kommunismus anheim fallen könnte. Entsprechend wuchs die Bedeutung Südvietnams als kritisches Bollwerk schnell weiter. Für Washington war die Unterstützung auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, denn andere Verbündete blickten mit Sorge darauf, was in Vietnam vor sich ging. Kennedy erweiterte drastisch die Militär- und Finanzhilfe und genehmigte geheime Operationen der CIA auf dem Territorium Nordvietnams.

Putsch im Süden

Die südvietnamesische Regierung unter Diem bat angesichts des wachsenden Drucks durch die Nordvietnamesen die USA um die Entsendung regulärer Kampftruppen. Dies lehnte Kennedy entgegen des Rates seiner Militärs zunächst ab. Lediglich die Zahl der Militärberater wurde erheblich aufgestockt und erreichte bis zum Tode Kennedys im Jahre 1963 die Marke von knapp 17.000 Mann. Etwa zur gleichen Zeit putschte das Militär gegen den inzwischen untragbar gewordenen Präsidenten Diem. Neuer Machthaber wurde der General Durong Van Minh. Im Verlauf der zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und der Armee Südvietnams wurde deutlich, dass die militärischen Fähigkeiten der Kommandeure im Süden hinter den Erwartungen zurückblieben. Schwere Verluste, auch unter den amerikanischen Militärberatern, führten bei Kennedy zu der Ansicht, dass das US-Personal bis 1965 abgezogen werden sollte. Historisch umstritten ist, ob er bei dieser Entscheidung auch geblieben wäre, wenn er lange genug gelebt hätte, um sie umzusetzen. Tatsache ist, dass die Nachfolgeregierung unter Lyndon B. Johnson den Vietnameinsatz grundlegend erweiterte.

Neue US-Politik

Johnson wollte in Vietnam um jeden Preis eine ähnliche Entwicklung wie in China verhindern und verwies auf die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten. Gleichzeitig wurden die Weichen für eine größere US-Intervention gestellt. So diente der SEATO-Vertrag als Grundlage einer Politik, die es auch ermöglichte, zum Schutz eines Vertragsstaates Truppen zu entsenden, wenn dieser durch eine innere oder äußere Bedrohung in seinem Bestand gefährdet sei. Tatsächlich verzeichneten die Rebellen immer größere Erfolge, die den neuen Machthaber Durong Van Minh dazu brachten, über einen Kompromiss mit der FNL zu verhandeln. Dies stieß in Washington auf energischen Widerstand, denn die USA wollten in keinem Fall mit den Kommunisten verhandeln. Anfang 1964 wurde der General seinerseits von einer Gruppe Offiziere gestürzt, die eine harte Haltung gegenüber dem Norden verfolgten. In den folgenden vier Jahren kam es noch zu mehreren anderen Militärcoups, bis eine Stabilisierung in den politischen Verhältnissen eintrat.

Golf von Tonkin

Im Jahr 1964 weitete die Johnson-Regierung die verdeckten Einsätze in Nordvietnam aus. Im Rahmen einer dieser Operationen kam es zum Vorfall im Golf von Tonkin. Dabei handelte es sich um eine Auseinandersetzung zwischen der nordvietnamesischen Küstenwache und zwei US-Kriegsschiffen. Der Vorfall diente als Vorwand für eine Ausweitung des US-Engagements. Der US-Kongress verabschiedete die sogenannte Golf-von-Tonkin-Resolution, die sich unter anderem auf den SEATO-Vertrag berief und der Regierung weitgehende Handlungsfreiheit für Kampfeinsätze in Vietnam erteilte.

Ho-Chi-Minh-Pfad

Nordvietnam hatte bereits seit 1960 den sogenannten Ho-Chi-Minh-Pfad ausgebaut. Dabei handelte es sich um eine einfache Versorgungsroute, über die Südvietnam infiltriert wurde. Der Pfad war außerdem die Lebensader für den Nachschub der kommunistischen Aufständischen. Als im Jahre 1965 der Sturz der südvietnamesischen Regierung in greifbare Nähe rückte, weitete Nordvietnam seine Bemühungen aus. Gestützt durch Waffenlieferungen aus China und der UdSSR wurden Angriffe auch auf US-Stützpunkte durchgeführt. Die USA nahmen dies zum Anlass für die erste große Luftoffensive gegen den Ho-Chi-Minh-Pfad, die sich zu einer Kampagne gegen ganz Nordvietnam entwickelte.

Eskalation des Luftkrieges

In den Folgejahren eskalierte die Situation immer weiter. Hunderttausende von US-Soldaten wurden nach Vietnam entsandt, um den Kampf sowohl gegen reguläre nordvietnamesische Einheiten als auch den Vietcong zu führen. Bei letzterer Organisation handelte es sich um eine irreguläre Kampfeinheit, die Südvietnam gezielt infiltrierte und aus Dörfern heraus operierte. Dabei wurde sie stets über den Ho-Chi-Minh-Pfad versorgt. Durch das Fehlen einer regulären Frontlinie gelang es den an Feuerkraft überlegenen US-Truppen zwar in der Regel, die einzelnen Schlachten zu gewinnen; eine entscheidende Wende konnte allerdings nie erreicht werden. Dies liegt auch daran, dass eine echte Invasion Nordvietnams durch Washington nie in Erwägung gezogen wurde. Man hoffte, durch die Bombardierung aus der Luft den Nachschub über den Ho-Chi-Minh-Pfad stoppen zu können. Doch gleichgültig, wie hart der Pfad getroffen wurde; die Nordvietnamesen und der Vietcong fanden immer neue Ausweichrouten.

Die Tet-Offensive

Beide Seiten bedienten sich bisweilen völkerrechtswidriger Strategien. Während die USA zunehmend auch Schäden bei der Zivilbevölkerung in Kauf nahmen, wichen die Nordvietnamesen auf Routen der Nachbarländer aus, in dem Wissen, dass US-Truppen in Laos und Kambodscha nicht operieren durften. Schließlich wurde selbst diese Beschränkung aufgehoben, was kurzfristig sogar zum Erliegen des Nachschubs aus Nordvietnam führte. 1968 war es die sogenannte Tet-Offensive, die einen psychologischen Wendepunkt darstellte. Zwar war der gezielte Überfall verdeckter Terrorkommandos auf Südvietnam und die Hauptstadt Saigon letztlich kein militärischer Erfolg; doch die Schockwirkung blieb vor allem in der US-Öffentlichkeit nicht aus. Immer drängender wurde das Verlangen nach einer friedlichen Lösung, da immer mehr Opfer zu beklagen waren, aber kein Ende des Konflikts in Sicht schien.

Wiedervereinigung mit Panzern

Als Richard Nixon Präsident wurde, versprach er, den Krieg zu beenden und mit dem Truppenabzug zu beginnen. Zunächst eskalierte er ihn weiter, um Hanoi zum Einlenken zu zwingen. Henry Kissinger führte mit seinem nordvietnamesischen Gegenpart Le Duc Tho 1973 Geheimverhandlungen, die einen Abzug der US-Truppen unter Abgabe einer Sicherheitsgarantie für den Bestand Südvietnams beinhalteten. Das Abkommen wurde umgesetzt und ermöglichte den weitgehenden Abzug der Amerikaner. In Nordvietnam wollte man aber die Wiedervereinigung erzwingen und startete schließlich eine Invasion in den Süden. Man setzte darauf, dass die US-Regierung nicht erneut eine Truppenentsendung nach Vietnam erwägen würde und zwang die Armee Südvietnams binnen kürzester Zeit in die Knie. Mit der überstürzten Evakuierung von US-Personal und dem Einmarsch nordvietnamesischer Truppen in Saigon endete der Vietnamkrieg offiziell am 1. Mai 1975. Ein Jahr später, am 2. Juli 1976, wurde die bis heute bestehende Sozialistische Republik Vietnam gegründet. Die ehemalige Hauptstadt des Südens, Saigon, wurde in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt. Für viele Südvietnamesen führte die Wiedervereinigung zu Repressionen und dem Verlust von Hab und Gut (und manchmal auch des Lebens). Über die Gesamtzahl der Opfer der Indochinakriege gibt es unterschiedliche Angaben. Klar ist, dass der Konflikt insgesamt mehrere Hunderttausend Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet hat.

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