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Pleiku – Eine Stadt als Zeugin der Vergangenheit Vietnams

Pleiku, in manchen Reiseführer steht auch Plei Cu, liegt im zentralen Hochland von Vietnam, in der Provinz Gia Lia mit ungefähr 1,3 Millionen Einwohnern. Die Bevölkerung von Pleiku setzt sich vor allem aus Jarai und Bahnar zusammen. Die Stadt ist mitten in dichten Kiefern- und Fichtenwäldern. Das mag ungewöhnlich erscheinen, aber die Provinz bietet mit ihrem fruchtbaren vulkanischen Boden optimale Bedingungen, insbesondere für die Kultivierung von Kaffee und Gummi. Manch versierter Weinkenner weiß sogar, dass die Provinz über eine eigene Rebensorte verfügt in den Weinbergen. Die Stadt hat knapp 186.000 Einwohner. 160 Kilometer östlich liegt Quy Nhon an der Küste.

Der Vietnam-Krieg hinterließ seine Spuren

Manche kennen Pleiku womöglich wegen ihrer traurigen Vergangenheit, dem Vietnam-Krieg und die strategische Bedeutung als Militärflugplatz. Zu Beginn der 60er Jahre bauten die Amerikaner einen Stützpunkt ein, um besser gegen die nordvietnamesische Armee agieren zu können. 160 Kilometer östlich liegt Quy Nhon an der Küste. Nach dem Abzug der Amerikaner flohen viele Richtung Küste, um vor der Zerstörung durch verbliebene südvietnamesische Resttruppen verschont zu bleiben. Der Aufbau von Pleiku begann in den 80er Jahren. Die Sowjetunion baute die Stadt im Stil einer kommunistischen Großstadt wieder auf. Man merkt vielleicht, dass alte Häuser, Gebäude mit Vergangenheit fehlen, aber man darf nicht vergessen, dass die Stadt infolge der Kämpfe wirklich fast vollständig zerstört wurde.

Ein paar offene Worte zu Pleiku, wo der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt!

Wer sich heute in die belebte Großstadt verirrt, ist wahrscheinlich auf der Durchreise nach Kambodscha. Empfehlenswert für Besichtigungen ist hier ein einheimischer Reisebegleiter, denn kaum jemand spricht Englisch. Mitunter führt das zu unterhaltsamen Unterhaltungen mit Händen und Füßen, aber man darf nicht vergessen, die Bevölkerung hier ist arm. Auch die AIDS/HIV-Raten sind rasant im Ansteigen und der Sextourismus ist ein übles Problem für viele Minderjährige, die auf diesem Weg angehalten sind, die mehrköpfige Familie zu ernähren.

Touristisch ist die Stadt nicht besonders erschlossen, wer aber hier landet, findet doch ein paar Plätze, die sich lohnen. Ein Blick in eine fremde Welt verändert das eigene Empfinden und das ist mitunter auch eine lohnenswerte Erfahrung. Seit dem Ende der 60er Jahre ist auch SOS Kinderdorf in Pleiku vertreten. Die Familien erwirtschaften kaum etwas mit dem Anbau von Kaffee, Kautschuk oder Tee. Besonders für die Kinder ist es schwer, Alternativen für ein besseres Leben zu finden.

Was ist los in Pleiku?

Große Bedeutung hat der Flughafen für die Stadt, denn es gibt hier auch eine Verbindung nach Saigon. Viele Touristen reisen über Pleiku nach Kambodscha weiter. Auf dem ehemaligen Flugfeld der amerikanischen Streitkräfte findet man das relativ modern wirkende Flughafengebäude, das wie ein bizarrer Kontrast wirken mag. Auf dem Landefeld sieht man Propellermaschinen. Alles ist eher klein gehalten, wie das Café in der Nähe der Check-In Schalter von Vietnam Airlines und Air Mekong.

Einkaufen kann man auf den Märkten am Straßenrand, wo es Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse gibt. Für europäische Begriffe nicht jedermanns Sache, aber die Fremdartigkeit und Lebendigkeit könnten negative Eindrücke wieder aufwiegen. Für das Mittag- und Abendessen sollten lieber die Restaurants der Hotels aufgesucht werden. Mit einem Absacker an der Hotelbar lässt sich ein erlebnisreicher Tag in Pleiku gut ausklingen. Bei allzu großer Sehnsucht nach der heimatlichen Ordnung, gibt es an den Hauptstraßen von Pleiku zahlreiche Internetcafes, wo man gegen wenig Geld den Kontakt nach Hause aufleben lassen kann.

Wer hier großartig Unterhaltung oder Sehenswürdigkeiten erwartet, wird vergeblich suchen, aber mit offenen Augen und Ohren hier die andere Seite der Welt kennenlernen verschafft unvergessliche Momente der Dankbarkeit und garantiert neue bereichernde Erfahrungen, die er mit nach Hause nimmt.

Beim Besuch fremder Kultur öffnen sich nicht Augen und Herz

In der Nähe von Pleiku liegen die Dörfer der Bahnar, die zu einer Minderheit in Vietnam zählen. Wer eines dieser Dörfer besichtigen möchte, sollte das unbedingt mit einem fachkundigen Guide machen. Sind Sie unsicher, wie Sie sich verhalten sollen oder was Sie besser nicht tun sollten, erkundigen Sie sich bei dem einheimischen Guide. Ein ungeschönter Blick in eine fremde Kultur ist gut, viele sind sehr gastfreundlich und weniger scheu, als man glauben könnte.

Ein Ausflug zum Bien Ho, einem Kratersee lädt ein, die Geschichte der Provinz näher kennenzulernen. Schließlich ist auch Pleiku auf solch vulkanisch fruchtbarem Boden gebaut. Dong Xanh ist ein Wasserpark mit fossilen Bäumen, beeindruckende Bäume, die mehr als nur ein Foto wert sind.

Minh Thanh Temple – Wo die Zeit innehält und man Zeit findet, Schönheit zu genießen

Der Minh Thanh Temple ist eine wunderschöne, eindrucksvolle Pagode, für deren Besuch man sich durchaus ein bis zwei Stunden Zeit nehmen sollte. Mit ein wenig Französisch ist auch das Lesen der Illustrationen nach dem Betreten des Tempels keine Herausforderung. Inmitten der imposanten Kulisse des Lotus Lake und Weiden ein schöner Aufenthalt. Auch die Einheimischen suchen den Minh Thanh Tempel gerne auf, nicht nur um zu beten. Die Pagode lädt zum bewussten Innehalten ein, die Zeit verrinnt langsamer. Ein schöner Ort, um einfach Halt zu machen.

Jerai Village ist vielleicht ein Ort, der nicht im Reiseführer zu finden ist. Er ist auch kein Geheimtipp für exklusive Touristen, sondern eine Begegnung ungewöhnlicher Art. Auch hier trifft man auf die typische Bevölkerung von Pleiku. Die Menschen sind sehr gastfreundlich, aber die Blicke Wildfremder auf sich zu lenken, ist nicht jedermanns Sache. Kinder umkreisen den Neuankömmling, der erst ein paar Augenblicke für sich braucht, um sich zurechtzufinden. Unter der fachkundigen Begleitung eines Einheimischen ist auch dieser Besuch möglicherweise eine Bereicherung. Eine neue Erfahrung allemal, die auch zeigt, dass Tourismus, wenn auch minimal, wichtig für die Provinz ist.

Pleiku ist keine Hochburg des Tourismus, aber sie ist eine bleibende Erfahrung

Das Dong Nhi Cemetery dürfte ebenfalls in keinem Reiseführer stehen, denn er ist ein Friedhof. Insbesondere finden hier ganz besondere Menschen ihre letzte Ruhestätte. Ungeborene Kinder, die das Licht der Welt nie erblickt haben. Es mag seltsam sein, dass dies eine Empfehlung für einen Besuch ist, aber wir sind in Vietnam. Hier teilt man seine Vergangenheit und wer als Tourist kommt, sollte wohl auch die Schattenseiten dieses Landes erfahren. Vielleicht ist das ein Grund, warum man sich hinterher seltsam gespalten fühlt?

Der T`Nung Lake ist ungefähr 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Ein schöner See erwartet den Besucher, aber wer auf einen Spaziergang rund um den See oder einen Strandaufenthalt wartet, wird enttäuscht sein. Außer der Möglichkeit imposante Aufnahmen zu machen, gibt es keine großartigen Angebote. Mit Auto und Fahrer zum T`Nung Lake hält sich diese Enttäuschung vielleicht in Grenzen. Wer also nicht unbedingt einen Fußmarsch hinter sich bringen mag, sollte abwägen, ob der See wirklich auf der to-do-Liste steht.

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